…und er verändert sich doch - OBF-Tasting mit Dino und Pit

(enthält nicht-bezahlte Werbung aufgrund Produktpräsentation )

Foto: Dino Mancarella
Foto: Dino Mancarella

Ende letzten Jahres kam von Dino Mancarella die Ankündigung für ein ganz spezielles Tasting. Thema des Tastings war die Veränderung des abgefüllten Whiskys in den Flaschen über die Jahre/Jahrzehnte. Entgegen der landläufigen Meinung (und auch meiner bisherigen) scheinen sich die Whiskys nach der Abfüllung in Flaschen weiter zu entwickeln. Besonders bei Flaschen mit Drehverschlüssen und Whiskys unter 46% vol. lässt sich nach bereits einem Jahrzehnt ein 'Old Bottle Flavour' erkennen. So die Ankündigung in der Beschreibung des Tastings.

Auch ich hatte schon die Erfahrung gemacht, dass alte Abfüllungen ganz besondere Aromen zeigen und habe das bisher  eher der Herstellung, den anderen Grundstoffen und anderen Fässern zugeschrieben. Nun kommt scheinbar ein weiterer Aspekt dazu.

Sowohl das Thema selbst, als auch die ausgeschriebenen Abfüllungen, waren ein Grund, mich für das Tasting anzumelden. Auch der günstige Preis von 69€ war alles andere, als ein Hindernis.

Am 23. Januar war es dann soweit. 32 Teilnehmer, darunter einige 'Whiskyprofis', hatten sich vor den Bildschirmen versammelt und freuten sich auf den Abend.

Dino Mancarella als Gastgeber, Peter Krause als Moderator und Matthias Hartinger für die technische Unterstützung.

Das Tasting hatte noch nicht wirklich begonnen, da machte ich auch schon einen Fehler. Gewohnheitsgemäß hatte ich mir die Whiskys schon in Gläser eingeschenkt, da sagt Peter: Bitte noch nicht einschenken, die Whiskys können recht fragil sein und evt. Aromen verfliegen (sinngemäß). Gott sei Dank hatte ich die Gläser wenigstens abgedeckt. Es wäre mir auch nichts Negatives aufgefallen, während des Tastings.

Zu Beginn gab es von Peter einige interessante Informationen über den 'Old Bottle Flavour'. In der Kurzfassung: Ein Phänomen, dass Whiskys betriff, die mindestens 10 - 15 Jahre in der Flasche waren. Grund dafür könnte die Abtragung von Silikaten aus dem Flaschenglas sein. Der OBF drückt sich oft in Aromen, wie alte Bücher, Leder, Kaffee oder muffigen und pappigen Tönen aus. Peter brachte auch ein paar Geschichten als Beispiele zur Bestätigung der 'Flaschenreifung' von Spirituosen.

Die erste Flasche des Abends war ein Teacher's 60 Reserve Stock 43 %vol.. Ein Blend mit 60% Malt-Anteil unter anderem mit Glendronach und Ardmore aus den 1970ern. Für mich zeigt sich der Old Style hier deutlich in nasser Pappe, Bienenwachs, Sägespäne, Ingwer und Leder. Leichte metallische Noten. Stück für Stück mehr Wachs (Whiskybase)

Das nächste Duo erlaubt einen direkten Vergleich zwischen Alt und Neu. Zwei 12-jährige Glen Garioch. Eine aktuelle Abfüllung und eine Abfüllung aus der 1990ern. Die alte Version hat 40 %vol. und war der Leadmalt des Vat69. Sie überrascht mit einer kräftigen Fliedernote (wie ich sie schon bei alten Bowmores hatte), dazu etwas nasses Nadelholz und wieder leicht metallische Noten. Ungewöhnlich, aber lecker. (Whiskybase)

Die aktuelle Version wird mit satten 48 %vol. abgefüllt. Im Gegensatz zur alten Version, werden keine peated Malts mehr verwendet. Hier finden sich kräftige Vanille, Zitrusaromen und Hefeteig. Heller und etwas harmonischer und gefälliger als die alte Version (Whiskybase). Mir gefällt die alte Version besser.

Der Vierte in der Reihe war ein 26 Jahre alter Linkwood von 1960 aus der Distillery Label-Reihe von Gordon& MacPhail. Bei der Herstellung des Destillates kamen noch WormTubs zum Einsatz und das alte Stillhouse war noch in Betrieb.

Kräftige Heidelbeere, Pflaumen, Kiwi und Amarenakirsche, dazu Würze. Im Mund zeigt sich fruchtiges Brausepulver, mehr Holzaromen, bittersüß, aber angenehm. Sehr dunkel und gesetzt. Ganz zum Schluss kommt noch Schokolade. Ein Top-Whisky.

Die vorletzte Flasche wurde 1978 abgefüllt, nach 21 Jahren im Fass. Ein  Highland Fusilier 21 y.o. G & M Tercentenary mit 70 proof. Vermutlich besteht dieser Pure Malt hauptsächlich oder sogar gänzlich aus Malts von Macallan (Whiskybase). Er zeigt eine cremige, leicht muffige Süße, mit beerigen Aromen, Kirschnoten und reifen Früchten. Dazu Holz- und Humidoraromen. Eine echte Granate.

Den Abschluss der Verkostungsreihe macht ein Islay-Whisky. Ein Lagavulin 16 y.o. ‚White Horse Distillers - white letters mit 43%vol.  aus den 1970ern (Whiskybase). Sauerkraut mit etwas Speck und etwas Kuhstall. Aromen, die man eigentlich nicht im Whisky haben will, aber hier finde ich sie doch richtig toll. Dazu kommen Bacon Chips. Langsam kommt Dattelsüße und Puderzucker, ebenso wie kalter, schwarzer Tee. Ich bin kein ausgesprochener Lagavulin-Fan, aber so, wie diese alte Abfüllung schmeckt, so gefällt er mir.

Mein Fazit für dieses außergewöhnliche, super-interessante und top-geführte Tasting lautet:

… und er verändert sich doch.

Allen alten Abfüllungen waren gewisse Aromen gemeinsam, die ich für mich bisher immer als 'Old Style' bezeichnet habe. Ich kann jedem nur empfehlen, solche alten Abfüllungen einmal zu probieren und die Erfahrung selbst zu machen. Auch einfache alte Blends mit Schraubverschluss sind dazu bestens geeignet, solange sie mindestens 15 Jahre in der Flasche waren.

 

Mein Dank gilt den Organisatoren und dem Moderator für dieses wunderbare Erlebnis und die außergewöhnlichen Abfüllungen

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Kommentare: 1
  • #1

    Kevin (Sonntag, 14 Februar 2021 22:55)

    Spitze DINO