Whisky & Pipes-Tasting 'Just good Whisky Part II'

Nach zwei Jahren Abstinenz, war es am Sonntag, den 13.03. tatsächlich wieder soweit. Ich war zu Gast bei einem echten Präsenz-Tasting. Eingeladen hatten Janina und Boris von Whisky & Pipes. Veranstaltungsort war wieder der Towers Irish Pub in Ludwigsburg. 

Das Motto des Abends lautete 'Just good Whisky'. Auf dem Programm standen exklusive und gesuchte Abfüllungen. Dabei waren renommierte Brennereien, wie Macallan, Highland Park und Ardbeg, aber auch junge, neue Brennereien, wie Daftmill und Ardnamurchan. Auch Flaschen von bekannteren und unbekannteren unabhängigen Abfüllern waren vertreten.

Den Anfang machte eine Abfüllung aus der Speyside. Der Macallan 'A night on earth in Scotland', abgefüllt für Hogmanay 2021, das schottische Silvesterfest. Gereift in Sherry- und Ex-Bourbon-Fässern, abgefüllt mit 40 % vol. und ohne Zusatz von Farbe, was bedeutet, das der schöne Bernsteinton direkt von den Fässern kommt. Vanille und Karamell bestimmen das Aroma, aber auch rote, teilweise leicht säuerliche Früchte finden sich. Im Geschmack etwas würziger. Zusätzlich zur Vanille und den Früchten zeigen sich Nüsse und Tannine, leicht trocken im Mundgefühl. Ordentlicher Whisky, aber nur bedingt überzeugend.

Weiter ging es mit einem Lowlander aus der recht jungen Brennerei Daftmill, das 2009er Summer Batch Release. Hier waren Ex-Bourbon-Casks und 1st-Fill Oloroso Butts am Werk. Abgefüllt nach etwas mehr als 10 Jahren mit ordentlichen 46 % vol.. Der Whisky präsentiert sich in einem natürlichen dunklen Gold. Der Duft von hellen, säuerlichen Früchten steigt in die Nase. Kandissüße und kandierte Nüsse mit Zimt. Aber auch cereale Aromen und ein Anflug von Sommerwiese. Der Antritt im Mund ist cremig und weich. Die helle Süße setzt sich fort, ebenso, wie die Nussnoten. Dann wird es würziger und auch schärfer. Der lange Nachklang bringt neben Süße, Würze und Schärfe auch eine Spur von Rauch. Ein angenehmer, durchaus vielschichtiger Whisky, der dennoch nicht ganz meinen Geschmack trifft.

Nach den beiden Single Malts war nun ein Blended Malt an der Reihe. Das Magic Cask von meinem Lieblings-Blender Compass Box. Was soll ich sagen. Lest einfach meine Quick-Notes dazu, die ich absolut bestätigt fand. Nicht von ungefähr war er mein Whisky des Monats 2021/02.

Der nächste Whisky hatte es nach diesem Highlight bei mir etwas schwer. Ein 5 Jahre alter PX-Single Cask aus der ebenfalls jungen Brennerei Ardnamurchan. Aus dem 1st-Fill PX Fass unverdünnt mit 59,7 % vol. in die Flasche. Wie zu erwarten zeigt sich das PX-Fass im Mahagoni-Ton in der Farbe und ebenso mit Rosinen, dunklen, überreifen Früchten, Maggi und etwas Tabak in der Nase.; leider auch ein paar Zündplättchen. Im Mund beginnt es weich, cremig und süß. Dann folgen dunkle Früchte und Eichenwürze, dazu auch etwas poliertes Leder. Für meinen Geschmack ist der PX-Einfluss mal wieder zu dominant und lässt dem Whisky nur wenig Raum, aber für PX-Bomben-Fans sicherlich eine kleine Offenbarung.

Waren die bisherigen Single Malts Originalabfüllungen, kam nun eine unabhängige Abfüllung ins Glas. Der Glenlossie 1997 von The Maltman aka Meadowside Blending. Dieser 19-jährige Whisky durfte in einem Pedro Ximénez Sherry Cask reifen. Die Abfüllung ergab 228 Flaschen in gehobener Trinkstärke mit 46 % vol.. Für das Auge gibt es die PX-typische dunkle Mahagoni-Farbe. In der Nase zeigen sich dunkle Früchte, brauner Zucker und Karamell, dazu Ledernoten. Im Mund setzt sich die deutliche Süße von Früchten und Zucker fort und bekommt noch Unterstützung von Honig und Schokolade. Aber auch Chili, Holz- und Tabaknoten zeigen sich. Ein ausgesprochen süßes Gesamtvergnügen, das nicht jedermanns Sache war, aber meine durchaus.

Nach diesem Ausflug in die Speyside, ging es in die nördlichen Highlands. Ein 16 Jahre alter Highland Park aus 2003 stand auf dem Programm. Eine Sonderabfüllung der Destillerie für The Whisky Exchange. In diesem Fall das Fass 1885, ein 1st Fill Sherry Butt aus europäischer Eiche, das bei Abfüllung mit fassstarken 58,9 % vol. noch 585 Flaschen ergab. Die Farbe lässt sich nur als 'Cola' beschreiben. In die Nase steigt eine würzige Süße wie Maggi, Gemüsebrühe und brauner Zucker. Dazu Heidekräuter und - so komisch es klingt - etwas Heilsalbe. Im Mund zeigt er sich voll, weich und cremig. Dunkle Früchte, Karamell und Honig, ebenso wieder die Heidekräuter. Für einen Highland Park fand ich ihn überraschend rauchig, aber ausgesprochen lecker.

Der nächste Kandidat aus dem Line-Up war, wieder eine unabhängige Abfüllung. Diesmal ein Secret Islay aus 1989 von Thompson Brothers, von denen ich bisher noch nichts probiert hatte. Bei dieser 31-jährigen, fassstarken Sonderabfüllung für Kirsch Import soll es sich um einen Laphroaig handeln. Da schlägt mein Herz natürlich gleich höher. Ein natürlicher Goldton zeigt sich im Glas. In die Nase steigen helle Aromen. Nicht allzu kräftiger, leicht phenolischer Rauch mit etwas Jod. Eine helle Süße, junge Äpfel und Zitrusfrüchte finden sich. Im Mund wird der phenolische Rauch deutlicher. Die hellfruchtige Süße bleibt. Hier zeigen sich aber auch Ananas und frische Minze. Ein sehr schöner Whisky, für mich als Laphroaig-Fan, aber insgesamt nicht allzu komplex für das Alter.

Zum Abschluss des Tastings gab es noch eine weitere Abfüllung von der Insel Islay. Der Hype um die letzte Abfüllung von Ardbeg, dem Fermutation, ist noch nicht lange her. Ich hatte mir keine Flasche gekauft, da er mir, trotz der 13 Jahre Alter, die aufgerufenen 180 € nicht wert war. Nun hatte ich ihn zum ersten Mal im Glas und konnte mich überzeugen, ob die Entscheidung richtig war, oder nicht. Farblich recht helles Gold. Ich rieche geräuchertes Fleisch, Gewürze und Schokolade. Es wird etwas floraler und der Rauch ist eher aschig. Im Mund dominiert die Würze und der aschige Rauch, nur verhaltene Süße und etwas Holz. Ein recht schöner Whisky, mit einer Ardbeg-untypischen verhaltenen Süße und kräftigeren Würze. Meiner Meinung nach aber keine 180 € wert.

Zusammenfassend kann ich sagen, dass und Janina und Boris wieder einen schönen Sonntag Nachmittag beschert haben. Die 8 vorgestellten Whiskys waren allesamt interessant und außergewöhnlich. Der Highland Park war mir in dem Line-Up der Liebste, gefolgt von dem Magic Cask und dem Glenlossie. Beim nächsten 'Luxustasting' bin ich bestimmt wieder dabei.

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